Elysia crispata – „Vampire“ im Meerwasser Aquarium

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Absolut faszinierend – marine Nacktschnecken sind schon etwas Besonderes. Farbenprächtig und mit mysteriös anmutendem Körperbau scheinen einige Arten regelrecht durch das Wasser zu schweben und ziehen ihren Betrachter in Ihren Bann. So wunderbar sie auch sind, eigentlich gelten fast alle marinen Nacktschnecken als Nahrungsspezialisten und als schwer bis gar nicht im heimischen Aquarium dauerhaft haltbar. Eine Ausnahme bildet die „Elysia crispata – Blumenkohl Sackzungenschnecke“. Auf die kleine Nacktschnecke „Elysia crispata“ bin ich im Meerwasser Fachgeschäft Hausriff marinelife in Duisburg-Baerl aufmerksam geworden. Sie ist eine der wenigen Arten die als haltbar gilt, sofern neben guten Wasserwerten ein paar Punkte speziell zum Nahrungsangebot beachtet werden.

Warum nun Saftsauger?

Die Elysia crispata gehört zu den Schlundsackschnecken „Sacoglossa“ und wird auch öfters mal ganz nett in der Literatur als „Saftsauger“ bezeichnet. Diese sind eine Unterordnung der Hinterkiemerschnecken „Opisthobranchia“. Auf dem Rücken besitzen sie Hautfortsätze (Cerata), die mit feinen Kapillargefäßen durchzogen sind und ihre Oberfläche zur Steigerung des Gasaustauschs (Atmung) vergrößern. Die Elysia crispata besitzt eine einreihige Raspelzunge, die so genannte Radula. An dieser ist nur einem Zahn, der ähnlich wie bei einem Hai-Gebiss nachgebildet wird. Ist dieser abgenutzt, so kommt er in den Schlundsack, der mit zunehmendem Alter der Schnecke mehr Zähne aufnimmt und daher auch deutlich größer wird. Ihr Alter ist übrigens ferner an den seitlichen Lappen, die bei Jungtieren recht glatt und nah am Körper anliegen und im Erwachsenenstadium eher wellenförmig werden, erkennbar.

Mit dem Zahn an der Radula kratzt die Schnecke bestimmte Algen auf um sich von diesen zu ernähren. Jedoch frisst sie diese nicht um sie zu verdauen, sondern saugt den Algenzellen wie ein Vampir über diese kleine Wunde das Zytoplasma (also die eingelagerten Chloroplasten) aus. Diese werden dann über ihre Organellen in die Mitteldarmdrüse und in die Haut der E. crispata einlagert. Die Chloroplasten bleiben dabei weitgehend unversehrt und werden über die feine, dünne Haut und deren große Oberfläche wieder ausgiebig dem Licht exponiert. So weiterhin funktionell aktiv findet wie auch zuvor in der Alge Photosynthese statt, die jedoch ab sofort nicht mehr die Alge, sondern vielmehr die Schnecke mit Nährstoffen versorgt. Chloroplasten sind unter diesen Umständen nicht dauerhaft leistungsfähig und unbegrenzt haltbar, weshalb diese ständig durch frische Zellen ausgetauscht werden müssen.

Für diesen Prozess ist scheinbar nicht jede Algen-Art gleich geeignet, weshalb Schlundsackschnecken verständlicher Weise durchaus wählerisch bei ihrer Auswahl von Algen für diese faszinierende Art der Verwendung sind und genau dies erklärt dann auch warum sie als Nahrungsspezialisten gelten. Sie wählen hauptsächlich höhere grüne Algenarten wie zum Beispiel Codium, Caulerpa, Seegras und einige andere Arten. Ist die bevorzugte Art nicht im Angebot, so sieht es für die Schnecke schlecht aus. Bei Oliver saß die Elysia crispata in einem Artenbecken aus grünen Drahtalgen „Chaetomorpha linum“ und grünem Leuchter „Codium fragile“. Ich habe ihr daher eine Mischung aus verschiedenen höheren roten (diese wollte ich zumindest anbieten) und grünen Algen auf kräftig bewachsenem frischen Riffgestein und separat eingesetzten Portionen angeboten. Ich konnte nicht alle genau identifizieren aber es wirklich eine gute Mischung aus Caulerpa, Chaetomorpha, Cladophora, Codium, Gelidium, Gracilaria, Halimeda, Halymenia, Scinaia, oder anderen Arten.

Bei uns zog sie erstmal über ein paar Fadenalgen auf der Rückseite, wobei ich nicht erkennen konnte, dass sie diese abgeweidet und gefressen hat. Auf den verschiedenen höheren Algenarten, insbesondere dem grünen Leuchter „Codium fragile“ verweilte sie wesentlich länger und schien daran gefallen zu finden. Kratzer an der Alge sind mit dem Auge keineswegs erkennbar. Auch eine Verletzung oder gar der Rückgang von Algen durch die E. crispata konnte ich nicht feststellen. Die roten Algenarten schienen sie dagegen nicht annähernd zu interessieren.

Hier noch ein paar Fotos unserer E. crispata:

Pefekt für ein Nano Artenaquarium mit vielen Algen

Die E. crispata ist sicher nicht zum klassischen Abweiden von Algen geeignet sondern vielmehr zur gezielten Haltung in einem Artenbecken. Vom Verhalten her ist sie ein absolut interessantes Tier und zeigt sich wider Erwarten tags und nachts recht aktiv. Sie besitzt eine Größe von ca. 4 cm und hat innerhalb 3 Wochen nach dem Einsetzen bereits zweimal Eier in einer besonders bemerkenswerten Spiralform auf der Rück- und Frontscheibe abgelegt.

Da bei Nacktschnecken der Schutz durch ein Gehäuse fehlt hatte ich anfangs Bedenken, dass sie anderen Tieren Schutzlos ausgesetzt ist und angegriffen werden könnte.  Aber weder Zwergkaiser, noch Sechsstreifen-Lippfisch, Zwergbarsch oder Klippfische zeigten sich an der Schnecke interessiert. Es liegt daher die Vermutung nah, dass die Körperform, besondere Färbung und die Musterung entweder mit zur Tarnung, Warnung oder Abschreckung dient. Von der Vergesellschaftung mit Fischen auf deren Speiseplan Nacktschnecken stehen ist natürlich abzuraten.

Die Pflege der Elysia crispata in einem Nano-Aquarium mit verschiedenen grünen höheren Algen bietet sich regelrecht an. Von ihren leuchtenden und kontrastreichen Farbstreifen erinnert sie irgendwie an die Figuren aus dem Walt Disney Science-Fiction Abenteuer „Tron“.